Obige Aussage sei zur Zeit die Standard-Antwort, wenn man jemanden nach seinen Kontaktdaten fragt, sagen meine Anfis. :)
Dabei habe ich noch nicht mal was dagegen, wenn man seine Nummern nicht mehr auswendig weiß (auch wenn ich meine schon lange nicht mehr genutzte ICQ-Nummer immer noch weiß) sondern irgendwo online abrufbar macht.
Dieser Artikel soll ja noch nicht mal darauf hinaus, dass ICQ ein dreckiges proprietäres Protokoll ist, das erst kürzlich wieder
einige freie Clients rausgeworfen hat. Nein, was mich hier stutzig macht ist die Tatsache, dass hier ein gigantisches Netzwerk mit absoluter Selbstverständlichkeit benutzt wird.
Gleich mal die provokante Frage: Sind das bei StudiVZ eigentlich die selben Studenten, die sich vor ein paar Jahren massivst gegen die angekündigte Rasterfahndung gestellt haben?
Die meisten wissen, dass ich alles Web-2.0-alles-muss-mit-allem-verlinkt-sein-Gedöns erstmal extrem kritisch sehe. Blogs und Konsorten sind dezentral gespeichert und damit völlig in Ordnung. Zentralisierte Daten-Sammler wie flickr und del.icio.us bringen bei mir große Alarmglocken in Stellung, kommen aber nahezu ohne personenbezogene Daten aus und sind daher zu legitimieren.
OpenBC / XING ist mir da schon eher ein Dorn im Auge. Ja, ich habe mich dort angemeldet, weil ich davon ausgehe, dass ich darüber eventuell ernsthaft Kontakte knüpfen kann. Es ist auch erstaunlich, wie dieses System es schafft, eine Verbindung zu jedem anderen user über max. 5 Schritte herzustellen. Immer wenn ich irgendwelche Daten dort eingebe, muss ich mich zwingen, das einfach hinzunehmen und denke dann immer an Dinge wie "Es wird angezeigt, dass in den letzten Minuten 5 Leute meine Firmen-Website aufgerufen haben. Da könnte schon auch mal eine Kunde werden." Wohl ist mir aber nicht, wenn ich weiß, dass immer zentral gespeichert wird wann ich welche Seite aufrufe, wann ich nach was suche und wann ich welchen Forumseintrag lese.
StudiVZ ist ebenfalls ein solches "Wir sind alle eine Familie"-Netzwerk, das eigentlich keine wirkliche Daseinsberechtigung hat. Was braucht ein Student? Eine Möglichkeit, an Tipps zu speziellen Aufgaben zu kommen und eine Plattform um Übungsgruppenpartner zu finden. Lassen wir mal die Offline-Variante weg, denn das können Informatiker nicht. Dennoch würde ich hier nie auf die Idee kommen, meinen Übungsgruppenpartner deutschlandweit auszusuchen. Nein, ich sollte an der Uni oder besser gesagt im selben Fachbereich oder gar selben Jahrgang bleiben. IMHO. Interdiszipinären Austausch und Meinungsvielfalt auf bundesweiter ebene regeln Web-Foren.
Die Fachschaft betreibt einen Server mit zumindest mal eine Mailingliste. Ein Forum wäre schnell eingerichtet, gibt es für die Info-I auch schon.
Liebe Studenten: Selbst wenn die StudiVZ-Gründer nur halb so fahrlässig mit den Daten umgehen wie man angesichts der aktuellen Pressemeldungen den Anschein bekommt, versteh ich nicht, wie man dort allen möglichen Geraffel eintragen kann.
Man vertraut also einer zwielichtigen Firma, die definitiv mit Marketing-Daten (wenn auch ggf nur anonyme) Geld scheffelt, mehr als dem Staat? Nein, ich mag Rasterfahndung auch nicht leiden. Aber wenn schon sowas, dann bitte staatlich kontrolliert.
Aber gut, wir haben informationelle Selbstbestimmung, jeder kann überall eintragen was er will. Besser wär's trotzdem, wenn die Benutzer dann nicht immer und überall voraussetzen würden, dass jeder andere das auch nutzt.