Manchmal fragt man sich doch echt: In welcher Welt leben wir eigentlich?
Mein treues, altes Siemens ME45-Mobiltelefon hat seitlich eine kleine Taste. Die Anleitung nennt dies "Diktiergerät". Man kann da draufdrücken, dann zeichnet das Gerät auf. Das geht auch während des Telefonierens. Man könnte dies "mitschneiden" nennen. Weil damals Speicher Luxus war und Luxus teuer ist, hat das Gerät leider nur ~400 KB Speicher und kann selbst in der hundsmiserablen Qualität nur etwa 2 Minuten aufzeichnen. Außer, man hat mit dem mitgelieferten PC-Anschlusskabel schon ein paar Bildchen auf das Handy geladen, dann war noch weniger Platz.
So war das früher.
Heute haben Handys mindestens einen größeren eingebauten Speicher, oft sogar einen Karten-Slot wie etwa SD-Card (1-GB-Karten sind grade ziemlich billig). Unbestritten stehen ungleich größere Speichermengen zur Verfügung.
Doch der heutige homo telefonicus schließt daraus nicht den Schluss: »Ja prima, dann kann man die Qualität ein bisschen verbessern und dennoch praktisch unbegrenzt lange Gespräche aufzeichnen« sondern der Schluss ist anders:
Man kleistert sich den Speicher mit Jamba-Sounds, Videos, Bildern und Java-Anwendungen voll (nur ~5 Euro das Stück im Abo!) und hat dann keinen Platz mehr für Telefon-Mitschnitte, wenn man sie mal braucht. Zum Glück gibt es auch da ein Geschäfts-Modell, das hilft: Eine Firma bietet einen Telefon-Mitschnitt an, der per Konferenzschaltung realisiert ist. Ein eigenes Programm (sic!) muss auf dem Handy laufen und baut dann auf Knopfdruck eine (gebührenpflichtige) Verbindung zum
Big Brother Hersteller auf, der das dann als MP3 wieder per E-Mail zuschickt.
Brüller: Der Hersteller träumt davon, dass zukünftig eine separate Taste für sein Programm auf Handys angebracht wird, sodass die Bedienung noch einfacher wird. Vielleicht kann man, wenn man nicht telefoniert, das Handy mit Hilfe dieser Taste dann als Diktiergerät benutzen.
Via Golem.