Da ich seit langem bei
OSM aktiv bin, hatte es mich immer wieder gestört, dass ich kein mobiles Gerät habe, auf dem ich diese Karten nutzen kann.
Momentan gibt es leider keinen voll befriedigenden Weg, OSM-Karte auf einem mobilen Gerät zu betreiben und umfassend zu benutzen.
Die dafür programmierten Anwendungen sind einfach noch nicht so weit, dass man sich damit in fremden Gefilden navigieren lassen könnte und die Hersteller proprietärer Navigationssysteme halten ihr Dateiformat aus verständlichen Gründen unter Verschluss.
Eine möglicher Ausweg aus dem Dilemma ist die Tatsache, dass das Datenformat von Garmin, das zudem seit Jahren kompatibel ist, recht gut reverse-engineered ist. Es gibt also Möglichkeiten, eigene Karten auf einem Garmin-Gerät zu betreiben. Das macht die Garmin-Plattform nicht zu einer offenen Plattform, Garmin gebührt keine Anerkennung dafür. Aber immerhin ist es damit möglich mit einer ausgereiften routing-Software auf selbstgemachten Karten zu arbeiten.
Seit es auch mit freier Software möglich ist, routingfähige Garmin-Karten zu erstellen, ist diese Vorgehensweise sogar sehr elegant. :)
Nach reiflichem Abwägen (Nüvi 205, Nüvi 255WT oder doch was anderes?) habe ich mich jetzt (total unpassend zu den vorigen Überlegungen) für einen eTrex Legend HCx entschieden. Das Gerät ist ein Outdoor-Gerät, das ursprünglich für Geocaching, Radtouren und Wandern konzipiert ist.
Folgende Merkmale fehlen dem Gerät gegenüber einem handelsüblichen Auto-Navigationsgerät:
- keine mitgelieferte, proprietäre Karte (abgesehen von der Base-Map, die nur Bundesstraßen und Autobahnen enthält)
- keine Sprachansage, das Gerät kann nur piepsen
- Ein wesentlich kleineres Display
- Es gibt (soweit ich weiß) keinen TMC-Empfänger dafür
Dagegen hat es folgende Vorteile, die mir letztlich den Ausschlag gegeben haben:
- Batterielaufzeit von wesentlich über 12 Stunden
- Wasserfest, robust und handlich. Perfekt für Fahrradnutzung
- Arbeitet mit normalen Mignon-Akkus und -Batterien, man kann also ohne wesentliche Kosten eine mehrtägige Tour ohne Steckdose bewältigen
Den Nachteil der fehlenden Karte kann man auch heute schon wunderbar mit OSM-Karten kompensieren. Zwar ist OSM noch nicht vollständig, aber Stichproben mit fast jedem Ort über den ich die letzten Wochen etwas gesucht habe zeigten, dass man mindestens bis zum Zielort in jedem Fall findet. Eventuell ist die gesuchte Anwohnerstraße dann nicht mehr drin, aber das ist verschmerzbar.
Bisher habe ich das Navi noch nicht ernsthaft im Straßenverkehr benutzt, daher weiß ich nicht ob man es auch ohne Sprachansage schafft, rechtzeitig zu verstehen was das Navi will. Tests auf mir sehr gut bekannten Strecken waren aber vielversprechend. Die Display-Anzeige eines Abbiegevorgangs steht dem eines Auto-Navis in nichts nach, es ist schön erkennbar, wo man hin fahren soll.
Die fehlende Sprachausgabe und das kleinere Display mögen für den Auto-Einsatz echte Nachteile sein, aber ich denke nicht dass ich das mehr als 2-3 Mal im Jahr benutzen werde und dafür lohnt es sich nicht, ein dafür optimiertes Navi zu kaufen.
Mit dem aktuellsten mkgmap (in meinem Fall war das r963) habe ich mir also sofort eigene Karten auf die separat erworbene MicroSD-Karte gespielt. Bis ich eine routingfähige Karte hatte, hat es ein paar Versuche gekostet, aber jetzt habe ich eine Deutschland-Karte aus OSM-Daten. Die Europa-Karte erstelle ich bei Gelegenheit auch noch, aber momentan ist es mir der Download-Umfang nicht Wert.
Nach einer Woche und quasi keinem realitätsnahen Einsatz bin ich bisher sehr Zufrieden mit meiner Wahl und glaube dass es definitiv besser für mich geeignet ist als ein reines Auto-Navi.